Die Nachtzüge in Finnland
Der 2-tägige Zwischenstopp in Rovaniemi war geplant, weil ich unbedingt zum Weihnachtsmanndorf wollte. Wirklich eine sehr schöne Anlage, die ansich erstmal keinen Eintritt kostet, aber sobald man ein paar Aktivitäten machen möchte (z.b. Hundeschlitten-, Rentierschlitten- oder Schneemobilfahrt, Streichelzoo, Foto mit dem Weihnachtsmann etc.), wird man gut zur Kasse gebeten. Es war aber trotzdem ein schönes Erlebnis und wir schienen zu einem guten Zeitpunkt da gewesen zu sein, denn es war angenehm leer :) Wir haben den Streichelzoo besucht, um mit einem 7 Monate alten Huskey zu knuddeln und Rentiere zu streicheln und hier im Dorf wurden auch die obligatorischen Urlaubsgrüße an die Familien postalisch verschickt. Dies kann man auch mit einem Jahr Verzögerung machen, sodass die Karten zum nächsten Weihnachten zugestellt werden, ich bin gespannt ob das zu Weihnachten 2020 klappt :)
Den zweiten Tag, der durch die Flugverspätung nur ein halber Tag war, nutzen wir zum Sightseeing in Rovaniemi und besuchten dabei auch das Arktikum.
das Arktikum in Rovaniemi
Blick über die Stadt
Am 13.02. konnten wir unseren Mietwagen am Bahnhof in Empfang nehmen mit dem wir noch ein bisschen weiter Richtung Norden fahren wollten. Ziel war Inari mit großer Hoffnung viel Schnee und viele Nordlichter zu sehen sowie ordentlich Kälte zu erleben. Inari liegt rund 125 km südlich von der norwegischen Grenze und rund 250 km vom Nordkap entfernt. Die 330 km dahin waren allein schon ein Erlebnis. Interessant war auch, dass hier offenbar fast jedes Auto mit Spike-Reifen unterwegs war, wir auch, aber bei den Straßen auch irgendwie kein Wunder. Der Grip war dadurch erstaunlich gut.
Die Europastraße E 75 zwischen Rovaniemi und Inari, eine Mischung aus Eis und Schnee, der Asphalt darunter lässt sich nur erahnen.
Kurzer Zwischenstopp am Leviäsalmi kurz vor Inari, um die schöne Sonnenuntergangsstimmung einzufangen
Wir hatten uns im Inari Holiday Village für 4 Übernachtungen eine kleine Blockhütte gemietet, anbei unser Ausbilck aus dem Küchenfenster kurz nach Sonnenaufgang, ein Wintermärchen :)
Den ersten ganzen Tag in Inari nutzen wir zum Schneeschuh wandern bei strahlend blauem Himmel und frostigen -18 Grad. Im Michelinmännchen-Look gut eingepackt und da Schneeschuhlaufen erstaunlich anstrengend ist, waren die Temperaturen gut auszuhalten. Ohne Schneeschuhe außerhalb der festgetretenen Wege kam es schon mal vor, das man bis zur Hüfte im Schnee stecken blieb :)
der Juutuanjoki, aufgrund der Strömung zum Teil nicht zugefroren und daher Sperrgebiet.
Am späten Nachmittag gings nochmal raus auf den komplett zugefrorenen Inarijärvi, Finnlands drittgrößten See (dank der vielen Schneemobilspuren auch ohne Schneeschuhe gut zu begehen). Eisdicke laut Onkel Google war etwas über einen halben Meter, auch wenn es sich schon komisch anfühlt über einen See zu laufen. Es kann wohl auch sein, dass der See teilweise bis zum Juni zugefroren ist O.o
Am ersten Abend in Inari hatten wir uns abends schon auf die Nordlichterlauer gelegt, waren aber eher schlecht vorbereitet. Ich bin in meiner Unwissenheit davon ausgegangen, dass wenn man welche sieht, diese immer mit bloßem Auge erkennbar sind. Tatsächlich ist das aber eher seltener der Fall und braucht besonderes Glück. Die grauen Nebelschwaden, die wir am ersten Abend gesehen haben, haben sich auf den Kameras der Japaner 50 m von uns entfernt, die sich kaum wieder eingekriegt haben, tatsächlich als Nordlichter entpuppt. 20 Sec. Langzeitbelichtung sei Dank. Ein bisschen ernüchtert waren wir schon, denn die profesionelle Kamerausrüstung hatten wir Zuhause gelassen. Erstaunlicherweise konnte die Kamera meines neuen Handys auch Langzeitbelicht bis zu 30 Sekunden und so bauten wir am 2. Abend bei absolut klarem Himmel und noch frostigeren -22 Grad ein improvisiertes Stativ aus Schnee und versuchten unser Glück den grauen Nebelschwaden am Himmel Farbe zu entlocken. Die Bilder sind nicht perfekt, aber für das vorhandene Equipment auch nicht schlecht. Memo an mich für den nächsten Winterurlaub im hohen Norden: Handystativ kaufen und mitnehmen.
Ziemlich begeistert und komplett durchgefroren krabbelten wir gegen Null Uhr in dieser Nacht in unser Bett :)
Am nächsten Tag stand hauptsächlich faulenzen und die vorab gebuchte Rentierschlittenfahrt auf der Agenda. Wir hatten uns den Opa der zur Auswahl stehenden Tierchen ausgesucht, stattliche 15 Jahre alt und bereits Halbrenter aber noch mit ordentlich Pfeffer im Hintern. Er hat praktisch die ganze Fahrt über versucht den Schlitten vor uns zu überholen :)
Eine kleine Pause am Lagerfeuer mit Heißgetränken und Infos zu den Rentieren unseres Guides war im Trip inkludiert. Dabei gesellten sich noch 4 "wilde" Rentiere zu unserer "Herde". Total niedlich :)
Die Schlittenfahrt war sicherlich nicht so "aufregend" wie eine Huskyschlittenfahrt aber ich fand sie sehr schön und es war ein erinnerungswürdiges Erlebnis. Rentiere sind schon sehr knuffige Tierchen.
Unseren letzten vollen Tag in Lappland nutzten wir, um dem "Urho Kekkosen kansallispuisto", einem Nationalpark bei Saariselkä einen Besuch abzustatten. Das Wetter war leider nicht mehr ganz so bilderbuchhaft und deutlich wärmer (ca. -5 Grad) aber es war zum Abschluss unseres Ausflugs nach Finnisch-Lappland nochmal schön durch das Winterwunderland zu wandern. Wir sind uns einig, das ein Winterurlaub im hohen Norden gerne wiederholt und vor allem auch ein paar Tage länger sein kann, denn die Tage in Lappland waren unser persönliches Highlight.
Die "Juutua Suspension Bridge" wollten wir eigentlich schon bei unserer Schneeschuhwanderung besuchen, wir haben die Wanderung dann allerdings etwas verkürzt und die Brücke noch nach der Rückkehr aus dem Nationalparkt besucht. Sicherlich bei Tag ein schönes Ausflusgziel, welches aber auch bei Dunkelheit, dank der vielen Laternen Eindruck schindet :)
Am 17.02. ging es dann die 330 km wieder zurück nach Rovaniemi. Die Lichtstimmungen auf der Rückfahrt waren toll und diverse Fotos wert.
Einen Elch haben wir nicht gesehen und auch die vielen Rentiere, die auf den Straßen Lapplands unterwegs sein sollen, blieben zumindest uns weitesgehend verborgen. Ich hatte auf Hin- und Rückfahrt neben der Straße in den Wäldern vielleicht 4 oder 5 Rentiere gesehen, die Straße selbst hat keins gekreuzt, was sicherlich im Hinblick auf die vielen Wildunfälle in Lappland auch ok war. Direkt am gleichen Tag ging es abends mit dem Nachtzug zurück nach Helsinki, um noch für 3 Tage die Hauptstadt zu erkunden. Ich war in der Vergangenheit schon 2x zu Tagesausflügen in Helsinki, allerdings im Sommer, konnte aber trotzdem noch ein paar mir noch nicht bekannte Ecken entdecken.
Tuomiokirkko bzw. der Dom von Helsinki
Cafe Regatta, ein kleiner Geheimtipp, welches auch von vielen Einheimischen besucht wird. Das Cafe hat innen vielleicht 10-15 Sitzplätze und man bekommt hier wohl die besten Cinnamon Bun in ganz Helsinki. Geschmeckt haben sie, wie die heiße Schokolade auch, super, ob sie allerdings die Besten sind, kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht sagen :)
Das Sibelius-Denkmal unweit des Cafe Regatta
Blick von der Insel "Mustikkamaa" zum noch sehr neuen "Stadtteil der Zukunft" Kalasatama. Hier befindet sich eines der wenigen Hochhäuser von Helsinki. Die Robobusse haben wir leider nicht gesehen, die fahren wohl nur im Sommer, dafür aber die ominösen Müllentsorgungsstationen von wo die Müllbeutel der Einwohner via Druckluft unterirdisch an den Stadtrand transportiert werden, laute Müllwagen waren gestern. Sehr innovatives System.
An unserem letzten Tag, bevor es abends wieder zurück nach Hause gehen sollte, haben wir noch dem Mumin-Cafe einen Besuch abgestattet. Es gab einen leckeren warmen Blaubeerkuchen und eine heiße Schoki mit einen Kakao-Sniff darauf.
Nachdem unsere Anreise am 10.02. bereits sehr verwindet war, zogen wir auf der Rückreise noch einmal das große Los. Das Boarding für unseren Flug nach Amsterdam ging in Helsinki pünktlich los und nichts deutete auf einen Sturm hin, bis die Ansage aus dem Cockpit kam, dass wohl in Amsterdam mal wieder ein steifes Lüftchen weht und von den eigentlich 6 Start- und Landebahnen nur eine angeflogen werden kann. Das hieß für uns eine Stunde im Flugzeug warten, was genau die Stunde war, die wir in Amsterdam zum umsteigen hätten. Der Pilot hatte versucht auf den knapp 2,5 Flugstunden die Verpätung wieder reinzufliegen aber durch den Gegenwind war nichts zu machen. Wieder konnten wir unserem Anschlussflug nur hinterher winken und so stellten wir uns mit einem Deja Vù Gefühl wieder am uns bereits gut bekannten Tranfer Desk am Flughafen in Amsterdam an um zu erfahren mit welchem Flieger wir nach Hause kommen würden und wo wir die Nacht schlafen können. Wir wurden auf einen Flug am nächsten Morgen um 10:20 Uhr umgebucht und durften im Steigenberger Airport Hotel Amsterdam auf Kosten von KLM nächtigen. Die Adresse hätte schlimmer sein können und auch das Frühstück war sehr gut, nur die Nacht war mit 6 Stunden etwas kurz, aber es hätte uns auch schlimmer treffen können, da wir am Transfer Desk dieses Mal nur eine halbe Stunde anstehen mussten und unser Transfer Bus zum Hotel auch recht zeitnah ohne Wartezeit abfuhr. Am nächsten Morgen lief dann zum Glück alles glatt und so kamen wir am 21.02. mit rund 13 Stunden Verspätung Zuhause an :) Ich bin in meinem Leben nun schon ein paar Mal geflogen, aber so viele Probleme mit Verspätungen und verpassten Anschlussflügen hatte ich bisher nicht.
Selbstverständlich musste auch ein Erinnerungsstöffchen aus Finnland mit und wie sollte es anders sein, es musste ein Mumin-Stöffchen mit. Fündig wurde ich im Eurokangas in Helsinki, ein ziemlich großer und gut sortierter Stoffladen im Zentrum. Preislich lag der Meter bei 16,95€, was für den Baumwollstoff ganz ok ist. Gibt bestimmt eine hübsche Tasche :)
Liebe Grüße
Franzi